GENiAL 3-2017
12 | GENiAL | 3-2017 AUS DEM VERBAND Foto: fotolia/pamptys Die Genossenschaften setzen auf Web 4.0 und mehr Kredite, wollen Kosten einsparen und zinsunabhängige Ertragsquellen ausbauen. I nfolge eines anhaltenden Niedrigzinses erwar- ten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Genossenschaftsverband – Verband der Regio- nen bis 2019 einen moderaten Rückgang ihrer Zinsergebnisse. Die Genossenschaftsbanken sind je- doch zuversichtlich, dass sie dieser Entwicklung durch ein wachsendes Kundenkreditgeschäft, Kostensen- kungen und den Ausbau zinsunabhängiger Ertrags- quellen wirksam gegensteuern können. Dies zeigen Auswertungen des Genossenschaftsverbands bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken in den 14 Bundes- ländern, die zum Verbandsgebiet gehören. „Die Umfrage bestätigt, dass die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank nicht nur die privaten Spa- rer, sondern auch die Volksbanken und Raiffeisen- banken vor Herausforderungen stellt“, erklärt Michael Bockelmann, Vorstandsvorsitzender des Genossen- schaftsverband – Verband der Regionen. „Sie zeigt aber auch, dass sich unsere Verbandsmitglieder stra- tegisch längst auf das veränderte Umfeld eingestellt haben.“ Die befragten Volksbanken und Raiffeisenbanken prognostizierten im Durchschnitt einen Rückgang ihrer Zinsergebnisse um knapp 8 Prozent bis 2019, verglichen mit 2016. Beim Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit wird im entsprechenden Dreijah- reszeitraum jedoch nur ein 1,5-prozentiger Rückgang erwartet. 2020 und 2021 soll das Ergebnis der norma- len Geschäftstätigkeit wieder steigen und über dem 2016 erzielten Wert liegen. Insbesondere eine Ausweitung der Kundenfinan- zierungen soll zur Stärkung der Ergebnisse beitragen. Ihre Kredite für Unternehmen und Privatkunden wol- Zuversicht trotz Niedrigzins Die Institute im Genossenschaftsverband wollen in den kommenden Jahren ihr Kreditgeschäft deutlich ausweiten und noch stärker als bisher in die Digitalisierung investieren. 25 20 15 10 5 0 3000 BC 1 1575 AD 1735 1775 1815 1855 1895 1935 1975 2015 len die Institute im Genossenschaftsverband bis 2019 um etwa 13 Prozent erhöhen. „Die engen Beziehun- gen zu mittelständischen Unternehmens- und Privat- kunden vor Ort sind seit jeher die große Stärke der Volksbanken und Raiffeisenbanken“, betont Ralf W. Barkey, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbands. „Dass die Kreditgenos- senschaften zuversichtlich sind, mit diesen Pfunden weiter wuchern zu können, hat die Umfrage klar ge- zeigt.“ Um die Zukunftsfähigkeit langfristig zu sichern, seien jedoch Investitionen erforderlich, bekräftigt Bar- key. „72 Prozent der befragten Banken wollen daher in den kommenden fünf Jahren mehr Geld als bisher für die Verbesserung ihrer digitalen Angebote ausge- ben. Keines der befragten Institute will seine Investi- tionen in diesem Bereich verringern.“ Zugleich werden bis 2019 leicht sinkende Verwal- tungskosten sowie eine spürbare Steigerung des Pro- visionsergebnisses, unter anderem im Wertpapier- und Depotgeschäft, angestrebt. Diese Maßnahmen sind nach Einschätzung der Volksbanken und Raiffei- senbanken Voraussetzungen dafür, dass der erwar- tete Rückgang der Zinsergebnisse kompensiert wer- den und die solide Eigenkapitalbasis weiter gestärkt werden kann. „Das wissen wir seit Längerem, und es entspricht auch den Tendenzen, die sich aus der Niedrigzinsumfrage der Bankenaufsicht ergeben. Die Ergebnisse sind daher für uns keine Überraschung“, erklärt Bockelmann. Zinsen so niedrig wie noch nie in 5.000 Jahren Die Kurve zeigt den jeweils niedrigsten bekannten kurzfristigen Zins auf Basis von historischen Daten, unter anderem aus dem Altbabylonischen Reich, dem antiken Griechenland, dem Römischen Reich, den Niederlanden, Italien, Großbritannien und den USA. Quelle: Bank von England „Die Umfrage be- stätigt, dass die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank nicht nur die privaten Sparer, sondern auch die Volksbanken und Raiffeisen- banken vor Herausforderun- gen stellt."
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