GENiAL 3-2017
3-2017 | GENiAL | 3 EDITORIAL Mit der Industrialisierung wurden im 19. Jahrhun- dert viele Produktionsprozesse automatisiert. Doch handwerkliche Strukturen konnten sich nicht zuletzt wegen des Aufbaus genossenschaftlicher Selbsthil- festrukturen erhalten. Seit einigen Jahren ist eine dritte Produktionsweise entstanden: neudeutsch „Do it yourself“ genannt. Es ist wie Zukunftsforscher Hol- ger Glockner in dieser Ausgabe schreibt „Ausdruck des Strebens nach Autarkie und Partizipation, stellt ökonomisch die reinste Form der Individualisierung dar und ist technologisch durch die neuen Informa- tions- und Kommunikationstechnologien vielfach erst ermöglicht worden". Nicht jedes „Do it yourself“ ist eine Laune über- spannter Städter, die meinen, die Welt habe auf ihre selbst gekochten Chutneys ge- wartet. Manches „Do it yourself“ bedient Nischen, die nachhaltigen Geschäftserfolg versprechen. In jedem Fall aber erfordert nachhaltiges Selbermachen Zu- sammenarbeit. Nur so können Einzelne, häufig ökonomische und unternehmerische Laien, die Herausforderungen jungen Unternehmertums bewältigen. Und – Hand aufs Herz – war es Mitte des 19. Jahrhunderts etwas anderes, als Bauern, Handwerker und kleine Geschäftsleute sich mit Ge- nossenschaftsgründungen dem Druck der durch die Industrialisierung ausgelösten Globalisierungswelle entgegenstemmten? Auch sie hatten wenig Wissen von dem, was erforderlich war, um in dieser neuen Welt zu bestehen. Lesen Sie daher in dieser GENiAL-Ausgabe von klassischen und neuen Genossenschaften, die eines eint: mit viel Handarbeit echte Qualität zu liefern. Und wer sich ein bisschen darüber amüsieren möchte, was passiert, wenn echte Unternehmer – in diesem Fall Landwirte – auf Aussteiger treffen, dem sei der Roman „Altes Land“ empfohlen. Autorin ist die in Husum le- bende Autorin Dörte Hansen. Apropos Schleswig-Holstein: Es freut mich ganz besonders, dass in dieser Aus- gabe das Bundesland-Spezial meiner Hei- mat gewidmet ist. Und selbstverständlich kann ich es mir nicht verkneifen, auch meinen Lieblingsort vorzustellen. Wo erfährt man mehr über eine Re- gion als in Gasthäusern, die Tradition und Moderne in herzlicher Gastlichkeit verbinden? In Schleswig-Holstein ist mein Favorit der Antikhof Bissee, rund 30 Ki- lometer südlich von Kiel. In der alten Schmiede werden heute traditionelle Schleswig-Holsteiner Gerichte angeboten, mitunter et- was modernisiert. So wird in der aktuellen Herbstkarte aus dem „Beer’n, Boh´n un Speck“ „Bir- nen, Bohnen und Ziegenkeule“. Warum denn nicht? Das Suurfleesch ist allerdings völlig unverändert und die karamellisierten Bratkartof- feln vermitteln auch hier einen Eindruck von dem, was wir Schleswig-Holsteiner als Broken-sööt-Geschmack lieben. Man sitzt urgemütlich auf alten Sofas und das Schmiedefeuer brennt dazu. Da freut man sich auf einen ordentlichen November mit mannig Schietwet- ter. Man muss es halt nur zu nehmen wissen. Herzlichst Liebe Leserin, lieber Leser! MIT VIEL HANDARBEIT ECHTE QUALITÄT LIEFERN. Asmus Schütt, Leiter des Be- reichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/ Politische Interes- sensvertretung im Genossenschaftsver- band – Verband der Regionen. Handgemacht: Liebe zum Detail, hohe Qualität und Identifikation mit dem Produkt. Das hat seinen Preis. Genossenschaften sichern solche Geschäftsmodelle dank effektiver Prozesse und subsidiärer Strukturen.
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