GENiAL 3-2017

36 | GENiAL | 3-2017 S eebestattungen sind nach wie vor gefragt“, sagt Ralf Paulsen von der Deutschen See- Bestattungs-Genossenschaft, der größten der Branche. Von den bundesweit insge- samt auf 15.000 geschätzten Beisetzungen auf See führt die 1975 gegründete Genossenschaft jährlich um die 2.000 durch. Einige sind den Bestattern und geschäftsführen- den Vorstandsmitgliedern Paulsen und Rolf Matthie- ßen deutlich in Erinnerung geblieben: Ein Kunde hat- te zu Lebzeiten verfügt, unter Salutschüssen in der Nordsee beigesetzt zu werden. „Daraufhin haben wir eine behördlich genehmigte Kanone mit an Bord ge- nommen,” erzählt Paulsen. Ein weiterer Kunde wollte von einem Ruderboot aus in einer speziellen Bucht vor Norwegens Küste bestattet werden. „Auch das haben wir möglich gemacht“, sagt Matthießen. Ob christliche, buddhistische oder muslimische Bestat- tungszeremonien: die Genossenschaft ist auf alles eingestellt. „Wichtig sind uns dabei beste Qualität, gute Zusammenarbeit mit den Behörden, würdevol- le Abläufe und hoher Respekt vor den Verstorbenen und ihren Angehörigen“, betont Paulsen, dessen Vater schon Vorstandsmitglied der Genossenschaft war. Drei Schiffe hat die Genossenschaft in Nord- und Ostsee stationiert: die MS Aries vor Büsum, die MS Northstar vor Sylt und die MS Mira in Kiel. Mit ihnen fahren die insgesamt zehn Kapitäne und Decksleute die gewünschte Bestattungsposition im Meer an, in der Regel begleitet von den Angehörigen. Die Asche der Verstorbenen wird in einer umweltfreundlichen Urne mitgeführt, die auf Wunsch mit speziellen See- motiven – vom Leuchtturm bis zur Strandlandschaft – designt wird. Nachdem der Kapitän die Flagge auf Halbmast gesetzt, die Traueransprache nach See- mannsbrauch gehalten und die Schiffsglocke geläutet hat, lässt er die Urne am Achterdeck behutsam zu Wasser. Die Angehörigen verstreuen als letzten Gruß Blumen und Blüten, danach ertönt das Schiffshorn zur letzten Reise. Im Anschluss erhalten die Familien eine Seekarte, auf der die Bestattungsposition genau eingetragen ist. Einmal im Jahr lädt die Genossenschaft im Sep- tember zu Gottesdiensten und Erinnerungsfahrten mit ihren drei Schiffen ein. „Diese sind traditionell sehr gut besucht“, so der Vorstand. So hätten in die- sem Jahr rund 650 Familienmitglieder und Freunde teilgenommen. „Viele Angehörige kennen wir schon seit Jahren“, so Paulsen. Darüber hinaus bietet die Genossenschaft auch Beisetzungen auf allen Weltmeeren an. Hierfür char- tert sie über Partnerunternehmen im Ausland Schiffe – vom Segelboot bis zum Frachtschiff. Die Urne wird dabei höchstpersönlich von einem der Kapitäne der La Paloma ade! Letzte Ruhestätte: weites Meer 15.000 Seebestattungen jährlich in Deutschland Fotos: Deutsche See-Bestattungs-Genossenschaft, Stattauto Lübeck und Kiel

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