GENiAL 4-2017

12 | GENiAL | 4-2017 Fotos: privat, plinsboorg/Fotolia, petovarga/Fotolia, kartoxjm/Fotolia, Absemetov/Fotolia, Ärztegenossenschaft Nord eG Was erwarten Sie von der Zusam- menarbeit im nun neu konstituierten Fachausschuss Gesundheit? RAMPOLDT: Das Gesundheitssystem in Deutschland verändert sich ständig. Der Fachkräftemangel stellt uns vor im- mense Herausforderungen. Durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Genossenschaften im Fachausschuss Gesundheit erwarte ich ein stärkeres Problembewusstsein für die Herausforderungen der je- weils anderen Professi- on und gemeinsame Lösungsansätze. Im Fachaus- schuss Gesundheit kommen Praktiker zusammen, also die Menschen, die mit Gesetzen und Vorschriften umgehen müssen, und daher am schnellsten Defizite und Ri- siken aus den politischen Vorgaben erkennen und zu spüren bekommen. Zu- dem können Genossenschaften aus den Interessengruppen der Apotheker, Ärzte, Labore, Patienten, Senioren und Pflege gemeinsam interprofessionelle Lösungs- ansätze entwickeln. Natürlich können wir im Fachausschuss nicht dieWelt verändern, aber im politischen Raum auf ihre Probleme hinweisen. Wir können mit Entscheidern unsere Lösungs- ansätze diskutieren und sie möglicherweise als Multiplikatoren gewinnen. Wenn es uns gelingt, Veränderungen punktuell mitzuge- stalten, sind wir schon erfolgreich. Vor welchen gemeinsamen Herausfor- derungen stehen die Fachausschuss- mitglieder? Die größte Herausforderung ist es si- cher, dem demografischen Wandel, also der immer älter werdenden Bevölkerung mit einer steigenden Zahl an multimorbi- den Patienten, mit einer zunehmend ko- operativen medizinischen Versorgung zu begegnen. So müssen – bei Fachkräfte- mangel und gleichzeitigem erhöhtem Ver- sorgungsbedarf – die Akteure und Abläufe in der Patientenversorgung besser koordi- niert werden. Probleme sehe ich auch in den ver- schiedenen Versorgungsbereichen (ambu- lante Versorgung, stationäre Versorgung, Pflege, Reha etc.). Jeder Bereich für sich macht sicher einen guten Job, Reibungs- verluste erstehen jedoch an den Sekto- rengrenzen. Diese Reibungsverluste gilt es zu erkennen und abzubauen. Daneben wird es immer akuten Aufklärungsbedarf gegenüber der Politik geben, so zum Bei- spiel zum Thema Honorarärzte versus Scheinselbstständigkeit oder Kooperation versus Korruption. Hier gilt es, die politisch Verantwortlichen auf die praktischen Prob- leme hinzuweisen und ebenfalls Lösungs- ansätze zu liefern. Wie kann sich das Genossenschafts- modell im Gesundheitswesen – bei- spielsweise zur Bekämpfung des Ärztemangels im ländlichen Raum – noch stärker durchsetzen? Veränderung braucht immer eine Motiva- tion. Im Gesundheitswesen der nächsten Jahre wird es die Not sein, die schon heute in vielen Regionen Deutschlands, insbesondere im ländlichen Raum spür- bar ist. Fachkräftemangel verbunden mit den Erwartungen der jungen Generation an eine ausgewogene Work-Life-Balan- ce führt auch im Gesundheitswesen zu einer Ballung des Angebots in städtischen Regionen, während das platte Land auszubluten droht. Der Bürger muss hier eine größere Verantwortung übernehmen, wenn er „in seinem Dorf“ auch zukünftig eine hochwertige medizinische Versorgung erhalten will. Hierin liegt eine Chance für die Genossenschaftswelt. Wir kennen ja Erfolgsmodelle zum Beispiel im Bereich der Energiegenossenschaften oder auch der Wassergenossenschaften: Warum soll es nicht künftig auch medizinische Versorgung aus regionalen Gesundheits- genossenschaften geben? In deren Mit- gliederversammlungen können die Bürger ihre Bedürfnisse definieren und daran ein regionales Versorgungsmodell ausrichten. Unser oberstes Ziel ist es, Gesund- heitsgenossenschaften zu fördern und eine hochwertige medizinische Versorgung für die Bürger in Deutschland zu erhalten. Hochwertige medizinische Versorgung ist für uns das A und O GENiAL sprach mit dem Vorsitzenden des Fachausschusses Gesundheit des Genossenschaftsverbands Thomas Rampoldt über das Gesundheitssystem und den demografischen Wandel. Was sich die Genossen- schaften von der neuen Bundes- regierung wünschen Fast 1.500 Menschen haben vor der Bundestagswahl im „GenoMat“, dem Wahl-Tool des Verbands, ihre Mei- nung zu zwölf Thesen mit den Posi- tionen von Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU, Die Linke, FDP und SPD verglichen. Die Programme dieser Parteien, die zum Zeitpunkt der Wahl Regierungsverantwortung in den 14 Bundesländern des Verbandsgebiets trugen, wurden auf die Themen der Fachvereinigungen hin geprüft. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

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