GENiAL 4-2017
34 | GENiAL | 4-2017 Fotos: by-studio/Fotolia, Seiffener Volkskunst, Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V. D ie Spielzeug- herstellung hat in Ostdeutsch- land seit dem 17. Jahrhundert eine lan- ge Tradition. Das Zentrum des Weihnachtswesens ist das Erzgebirge, genauer der kleine sächsische Kur- ort Seiffen nahe Chemnitz. In der Adventszeit ist die 2.500-Seelen-Gemeinde ein einziger Weihnachtsmarkt. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele familienbetrie- bene Handwerksläden und Geschäfte mit heimatlicher Holzkunst an einem Ort, die über Generationen Spielzeug drechseln und schnitzen. Die Seiffener Volkskunst eG gehört seit fast 60 Jahren dazu. Der Zinnbergbau galt lange Zeit als wichtige Einnahmequelle für die Men- schen im Erzgebirge. Als sich die Zinn- vorräte dem Ende zuneigten, begannen arbeitslose Bergleute Spielzeug herzu- stellen. Holz gab es genug, und Spielzeug wurde immer beliebter. Waren es zunächst Figuren, Tiere und Häuser, die man aus Holz zusammensetzen konnte, so kamen später weitere traditionelle Schnitzwa- ren dazu. Nussknacker, Räuchermänner, Schwibbögen, Spieldosen und Weihnachts- pyramiden in allen Variationen fanden vom Erzgebirge ihren Weg in die weite Welt. Wer Weihnachten mag, wird Seif- fen lieben Das Erzgebirge ist berühmt für seine jahrhundertealte Spielzeugtradition. Familienbetriebe in der Mittelgebirgsregion zwi- schen Sachsen und Böh- men drechseln bis heute in dritter oder vierter Ge- neration. Kleine Manu- fakturen und Werkstätten finden sich in fast jeder Straße. Weihnachten hat für diese Region wirtschaft- lich eine ebenso große Be- deutung wie der Karneval für das Rheinland. Holzspielzeuge als Devi- senbringer Die Genossenschaft Seiffener Volkskunst wurde 1958 von 13 Seiffener Kunst- handwerkern gegründet. Zu DDR-Zeiten wurde die Spie- lemachertradition verstaatlicht und in den Volkseigenen Betrieben fortgeführt. „Geflügelte Jahresendfiguren“, so der sozialistische Ausdruck für handge- machte Engel, aber auch Holzspielzeuge aller Art waren damals als Devisenbringer willkommen. Dann kam der Mauerfall. Und der raue Wind der freien Marktwirtschaft wehte im Erzgebirge ganz besonders eisig. Die Kunsthandwerker mussten sich nun selbst auf dem Markt behaupten. Für das Erzgebirge aber dennoch die Chance, die Holzkunst-Region weltweit bekannt zu ma- chen. Weihnachten gibt dem Erzgebirge Identität Andreas Bilz ist seit 2001 Vorstand und Geschäftsführer der Seiffener Volks- kunst eG. Bilz möchte das Bewusstsein Von Advents- sternen, Weihnachts- glöckchen und Räucher- männchen Rund 1.600 Handwerks- betriebe haben sich im Erzgebirge auf Spielzeug und Weihnachtsschmuck aus Holz spezialisiert. Dazu gehört auch die Seiffener Volkskunst eG.
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