GENiAL 4-2017

4-2017 | GENiAL | 35 BUNDESLAND-SPEZIAL | SACHSEN der Kunden für echte Holzkunst aus dem Erzgebirge weiter stär- ken. Er kommt aus einer sächsischen Spielzeugmacherfamilie mit langer Tradition und hat das Tischlerhandwerk gelernt. Und genau diese deutsche und detailgetreue Handarbeit liebenswer- ter kleiner Figuren aus Holz, von denen eine unvergleichliche Faszination ausgeht, sieht Bilz als Identitätsmerkmal. „Die Holz- kunst hat für unsere Region eine ganz besondere Bedeutung. Hier ist jeder mit Leib und Seele dabei.“ Damit sind nicht nur Kunsthandwerker gemeint, sondern auch die 40 Mitarbeiter in der Genossenschaft, die er mit seinem Kollegen Sven Reichl führt. Engel, Bergmann und der Nussknacker ziehen hinaus in die Welt Spielzeug „Made in Germany“ mit dem Zusatz „Echt Erzgebir- ge“ ist weltweit gefragt. Andreas Bilz freut das. „Unser regio- naler Handelsbereich ist natürlich Sachsen und Thüringen, aber auch deutschlandweit finden sich unsere Produkte. Und wir ha- ben den Export auf asiatische Länder wie Japan, China, Singapur und Thailand ausgeweitet.“ Bilz nennt die asiatischen Geschäfts- beziehungen „streng, aber korrekt, zuverlässig und wertschät- zend“. Die USA sind aktuell noch Hauptexportland, mittlerweile gefolgt von China. Mehr als ein Viertel des Gesamthandelsvolumens macht die Genossenschaft inzwischen über den Onlinehandel, der die Händler direkt beliefert. Die Digitalisierung hat im Hause der Seiffener Genossenschaft einen hohen Stellenwert. Mehr als 80 Prozent der Arbeitsgänge werden zwar in Handarbeit hergestellt. Den Rest erledigen aber digital gesteuerte Arbeitsverfahren, auch um neue Produkte und Designs anbieten zu können. Die handgemachten Figuren der Seiffener Volkskunst eG sind so etwas wie Freunde fürs Leben. Sie bringen nicht nur Kinderaugen zum Strahlen. Sie lassen auch bei vielen Erwachse- nen Erinnerungen lebendig werden an die Magie der Weihnacht. www.schauwerkstatt.de E r gehört mit Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Clara und Robert Schumann und Richard Wagner zu den berühmtesten Sachsen: Hermann Schulze-De- litzsch. Der Genossenschaftler erblickte am 20. Janu- ar 1808 in der heutigen großen Kreisstadt Delitzsch das Licht der Welt. Zu dem Doppelnamen mit seinem Geburtsort kam Schulze-Delitzsch erst 40 Jahre spä- ter – als Abgeordneter der Preußischen Nationalver- sammlung. Angesichts des weit verbreiteten Familien- namens wollte er auf diese Weise Verwechslungen im Parlament vermeiden. Für die Stadt Delitzsch hat sich die Namensänderung zu einem ausgesprochenen Glücksfall entwickelt, wird der Name der Stadt damit doch in alle Welt getragen. Das freut auch Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde. Noch wichtiger ist dem Stadtoberhaupt die „Fortschrei- bung des genossenschaftlichen Er- bes in die Zukunft“. Wilde: „Erst vor wenigen Monaten wurde am Delitzscher ‚Ehrenberg- Gymnasium’ eine Schü- lergenossenschaft ge- gründet. Außerdem wird gerade eine Energiege- nossenschaft aus der Tau- fe gehoben.“ Das geistige Erbe von Hermann Schulze-Delitzsch zu pflegen, der Allgemein- heit zugänglich zu machen und dabei auf die Aktualität der Genossenschaftsidee hinzuweisen, das hat sich die „Deutsche Hermann- Schulze-Delitzsch-Gesellschaft“ zum Ziel gesetzt. Im Jahr 1998 auf Initiative des damaligen Genos- senschaftsverbands Sachsen als Förderverein ins Leben gerufen, ist sie heute Trägerin des Genos- senschaftsmuseums. Dieses wurde 1992 Im Haus Kreuzgasse 10, in dem Schulze-Delitzsch im Jahr 1849 mit der Schumacher-Assoziation die erste gewerbliche Genossenschaft gegründet hatte, eröffnet. Eine mo- derne Ausstellung informiert dort über das Leben und Wirken des großen Sozialreformers. Seit Neuestem steht den Gästen für Smartphone und Tablet-PC eine „Hermann Schulze-Delitzsch-App“ in den App-Stores kostenlos zur Verfügung. In einem virtuellen Stadt- rundgang erfahren die Nutzer hier an sieben Stationen Wissenswertes aus dem Leben des berühmten Delitz- schers. Das Genossenschaftsmuseum ist auch Veranstal- ter der „Delitzscher Gespräche“. Dazu kommen in der Kreisstadt seit 1995 alljährlich Genossenschaftler, Wis- senschaftler, Landes- und Bundespolitiker zusammen, um aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Fra- gen mit genossenschaftlichen Bezügen zu diskutieren. www.genossenschaftsmuseum.de Ein berühmter Sachse – Hermann Schulze-Delitzsch

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