- 29.11.2024
- Grundsatzblog

Die Bundesbank hat die Juli-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland veröffentlicht.
Kreditrichtlinien
Mit Kreditrichtlinien sind die bankinternen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten gemeint. Die befragten Banken strafften ihre Kreditrichtlinien in allen erfragten Segmenten (Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte, sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte). Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen anpassten, lag bei Unternehmenskrediten bei +3 % (nach +6 % im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei +7 % (nach +7 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte bei +7 % (nach +14 % im Vorquartal).
Die Banken begründeten diese marginale Straffung im Unternehmensgeschäft mit ihrer gesunkenen Risikotoleranz. Für die Straffungen der Kreditrichtlinien im Geschäft mit privaten Haushalten machten die Banken hauptsächlich das gestiegene Kreditrisiko verantwortlich, welches auf die gesunkene Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte zurückgeführt wurde. Für das dritte Quartal 2024 planen die Banken weitere Straffungen der Kreditrichtlinien in allen Kreditsegmenten.
Kreditbedingungen
Die Kreditbedingungen sind die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten. Sie änderten sich im Unternehmensgeschäft nur geringfügig. Im Bereich der privaten Wohnungsbaukredite lockerten die Banken die Bedingungen in der Gesamtbetrachtung. Die Anpassungen sind das Ergebnis von verringerten Kreditzinssätzen und gesunkenen Margen bei Wohnungsbaukrediten. Bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte waren dagegen vor allem gestiegene Kreditzinssätze ursächlich für die insgesamt restriktiver gewordenen Bedingungen.
Kreditnachfrage Firmenkunden
Die Nachfrage nach Bankkrediten stieg in Deutschland im Firmenkundengeschäft erstmals seit ca. zwei Jahren wieder an. Als Grund für den Anstieg der Nachfrage sehen die Banken vor allem einen gestiegenen Finanzierungsbedarf großer Unternehmen für Anlageinvestitionen sowie für Lagerhaltung und Betriebsmittel. Das allgemeine Zinsniveau beeinflusste die Nachfrage nur noch geringfügig negativ, nachdem es seit Mitte 2022 im Zuge der geldpolitischen Straffung der Hauptgrund für die rückläufige Nachfrageentwicklung gewesen war.
Kreditnachfrage Wohnbau
Die Belebung der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten setzte sich im zweiten Quartal fort. Wesentlicher Grund dafür war eine verbesserte Einschätzung der Aussichten am Immobilienmarkt seitens der privaten Haushalte. Auch das allgemeine Zinsniveau wirkte sich nachfragestimulierend aus. Den Anstieg der Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten führten die Banken vor allem auf das gestiegene Verbrauchervertrauen der privaten Haushalte zurück. Die Kreditablehnungsquote nahm im Unternehmensgeschäft erneut zu. Bei privaten Baufinanzierungen ging sie erstmals seit sechs Jahren zurück, bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte stieg sie erneut leicht an.
Immobiliensektor
Die Straffungen der Kreditrichtlinien im Unternehmensgeschäft fielen in den vergangenen sechs Monaten gegenüber dem Immobiliensektor am stärksten aus. Abermals waren davon Kredite für Gewerbeimmobilien betroffen. Zu restriktiven Anpassungen kam es aber auch in allen anderen erfragten Sektoren. Neben dem Immobiliensektor waren die Straffungen gegenüber dem Baugewerbe/Bau (ohne Immobilien) vergleichsweise stark.
Gegenüber dem Handel, dem Verarbeitenden Gewerbe und bei Krediten im Dienstleistungssektor strafften die Banken ihre Richtlinien dagegen weniger. Für die kommenden sechs Monate gehen die Banken erstmals seit Längerem wieder davon aus, in keinem der Wirtschaftssektoren nennenswerte Anpassungen vorzunehmen.
Auswirkungen von Kreditqualitätsindikatoren
Die NPL-Quote und anderer Indikatoren der Kreditqualität hatte im ersten Halbjahr 2024 restriktive Auswirkungen auf die Kreditangebotspolitik gegenüber Unternehmen sowie bei Konsumenten- und sonstige Krediten an private Haushalte.
Auswirkungen von Klimarisiken
Klimabedingte Risiken und die Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels wirkten sich in den vergangenen zwölf Monaten restriktiv auf die Richtlinien für Kredite an Unternehmen aus. Dies galt umso stärker, je mehr die Unternehmen zum Klimawandel beitragen. Auf die Bedingungen hatten die Auswirkungen des Klimawandels besonders für Kredite an „braune“ Unternehmen einen restriktiven Einfluss. Für Kredite an „grüne“ Unternehmen war der Einfluss dagegen expansiv. In den kommenden zwölf Monaten rechnen die Banken mit weiteren restriktiven Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Kreditvergabepolitik insbesondere bei „braunen“ Unternehmen, aber auch bei Unternehmen im Übergangsprozess. Für „grüne“ Unternehmen gehen die Banken dagegen von einem lockernden Einfluss aus.
Gleichzeitig stimulierten die Auswirkungen des Klimawandels für sich genommen die Nachfrage der „grünen“ Unternehmen nach Krediten von deutschen Banken. Der Klimawandel beeinflusste hingegen die Nachfrage der Unternehmen im Übergangsprozess und von „braunen“ Unternehmen nicht. Für die kommenden zwölf Monate rechnen die Banken insbesondere bei Unternehmen im Übergangsprozess, aber auch bei „grünen“ Unternehmen mit nachfragetreibenden Effekten im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel.
Auswirkungen von Überschussliquidität
Die Entwicklung der beim Eurosystem gehaltenen Überschussliquidität hatte in den vergangenen sechs Monaten keinen nennenswerten Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken. In den kommenden sechs Monaten wird sich dies laut Bankangaben voraussichtlich nicht ändern.
Abteilungsleiter
Fachlicher Leiter Kreditmanagement