- 29.11.2024
- Grundsatzblog

Um Risiken für Finanzinstitutionen und Kunden zu vermeiden, ist es wichtig, Transitionspläne von Unternehmen schnell auf ihre Glaubwürdigkeit, Ambition und Umsetzbarkeit prüfen zu können. Um dies einfacher zu gestalten und Greenwashing zu verhindern, schlägt eine neue Studie ein "Red Flag"-Konzept mit leicht prüfbaren Indikatoren zur ersten Prüfung von Plänen vor.
Im September 2023 haben die Universität Zürich und Oxford Universität gemeinsam mit der Oxford Sustainable Finance Group eine Studie zur Vereinfachung der Früherkennung von Greenwashing veröffentlicht. Finanziert wurde diese von WWF Schweiz. Der Artikel zielt speziell darauf ab, Finanzinstitutionen bei der Prüfung von Transitionsplänen zur Erreichung der Umweltziele zu unterstützen. Das vorgeschlagene Konzept basiert auf den gemeinsamen Nennern existierender Prüfungsrichtlinien. Es soll schnell erkennbar machen, ob Unternehmen und Organisationen, in die investiert werden soll, tatsächlich nachhaltig agieren. Dadurch soll das Investitionsrisiko deutlich reduziert, und gleichzeitig sollen Kunden bestmöglich geschützt und informiert werden.
Unter Greenwashing werden nicht nur deutlich falsche Angaben verstanden. Auch undeutlich oder übertrieben dargestellte Informationen und Ziele führen in die Irre und zählen deshalb dazu. Genauso sieht es bei zu allgemeinen Informationen und wenig anspruchsvollen oder schlecht prüfbaren Zielen aus. Sie lassen ein Unternehmen "grün" aussehen, obwohl gar nicht viel gemacht wird. Greenwashing hat dadurch viele verschiedene Facetten, die auch kombiniert und beabsichtigt oder unbeabsichtigt auftreten können. Zudem findet es auf verschiedenen Ebenen, z. B. auf Finanzprodukt-, Privatunternehmens- und Finanzinstitutions-Ebene oder auch in Interaktionen zwischen Investoren und Beteiligungsunternehmen, statt.
Greenwashing kann die Finanzstabilität gefährden
Laut der Studie sind glaubwürdige, Greenwashing-freie Transitionspläne zum einen für den Schutz von Kunden wichtig. Diese sollen nicht fehlinformiert werden und Handlungsentscheidungen für die Unterstützung nachhaltiger Performance nutzen können. Dadurch wird Finanzinstitutionen der Anreiz für eine bessere Umweltperformance gegeben. Zum anderen stellt Greenwashing aber auch ein großes Risiko für mikro- und makrofinanzielle Stabilität dar. So kann unerkanntes Greenwashing Transitionsrisiken mit sich bringen, die später die Stabilität und Profitabilität des Finanzunternehmens untergraben. Zudem verlangsamen diese die Umwandlung der Wirtschaft, wodurch später drastischere, risikoreichere Maßnahmen nötig werden. Auch ein Verlust von Vertrauen in den Finanzmarkt kann verursacht werden. Verschiedene Finanzbehörden sind deshalb mittlerweile dabei Strafen für Greenwashing einzuführen und umzusetzen.
Um genannte Risiken zu reduzieren, sind externe (Ambition und Umsetzbarkeit) und interne (Glaubwürdigkeit) Konsistenz wichtig. Für eine bessere Prüfbarkeit dieser Konsistenz entwickelt die Studie eine Liste verschiedener Indikatoren, die über "Existiert dieser Punkt im Plan? - Ja oder Nein" abgeglichen werden können. Fehlt etwas oder liegen dem Plan undeutliche Zielsetzungen zugrunde, sollte dieser Punkt eine "Red Flag" darstellen und nochmal angesprochen werden. Dadurch sollen gezielte Dialoge ermöglicht, Transitions-resiliente Finanzierung unterstützt und Kapital-Fehlverteilungen verhindert werden. Auch Aufsichtsbehörden können durch das Konzept in ihrer Kontrollfunktion unterstützt werden.
Vorgeschlagene Indikatoren sind zum Beispiel:
Die Ziele sollten hier zum Beispiel über klar ausgerichtetes Klimaschutzengagement, Abgasreduzierungen in Scope 1-3, die Ambition 'net Zero' zu erreichen und Zeitpläne, die nicht auf Offsetting basieren, berichten. Unter dem Punkt 'Governance' geht es um die Effizienz, Verantwortungsverteilung und Transparenz in der internen Umsetzung. Im Strategiemanagement wird zusätzlich die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet. Zudem prüfen die Tracking-Indikatoren die Zukunftsfähigkeit eines Transitionsplanes. Hier geht es darum, dass positive sowie negative Veränderungen schnell bemerkt und Strategien angepasst werden können.
Trotz Übersichtlichkeit und einfacher Anwendung kann das Konzept bisher nur eine Hilfestellung für erste Prüfungsmaßnahmen sein. Es bleibt angeraten, unabhängige Dritte zur tatsächlichen Prüfung hinzuzuziehen. Zudem deckt es bisher nicht alle benötigten Themen ab, sondern setzt einen Fokus auf Klimaziele. Regions- und Sektor-spezifische Indikatoren sowie zusätzliche Umwelt- und gesellschaftliche Themen wie Biodiversität, Wasser, Abholzung und Zirkularität sind derzeit noch Fehlstellen.
Quelle: https://wwfint.awsassets.panda.org/downloads/red-flag-indicators-for-transition-plan-inconsistencies-and-greenwashing-26-sept.pdf
Abteilungsleiter
Fachlicher Leiter Spezialistenteam
Nachhaltigkeit/Sustainable Finance