- 29.11.2024
- Grundsatzblog

Die Deutsche Bundesbank hat die April-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland veröffentlicht.
Die befragten Banken verschärften per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) im Unternehmenskreditgeschäft erneut (der Nettoanteil von Banken, die ihre Richtlinien verschärften, lag wie im Vorquartal bei +6 %). Als Hauptgrund wurde ein erhöhtes Kreditrisiko angegeben. Unverändert blieben die Richtlinien für private Wohnungsbaukredite. Die Richtlinien für die Vergabe von Konsumenten- und sonstigen Krediten wurden marginal gelockert. Für die kommenden drei Monate planen die Banken bei den Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten unterm Strich keine nennenswerten Veränderungen der Standards.
Die Kreditbedingungen in der Gesamtbetrachtung (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) wurden in allen erfragten Kreditsegmenten beibehalten. Gleichwohl weiteten die Banken insbesondere die Margen für risikoreichere Ausleihungen im Unternehmenskreditgeschäft und bei der privaten Baufinanzierung etwas aus.
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten stieg weiter an. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen fragten mehr Kredite nach, die Nachfrage nach längerfristiger Finanzierung wuchs. Gründe für den Anstieg waren vor allem der gestiegene Mittelbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie für Anlageinvestitionen. Die Bundesbank vermutet, dass viele Unternehmen angesichts instabiler Lieferketten und der verstärkten Unsicherheit durch den Ukrainekrieg ihre Lagerhaltung vergrößert haben. Die Kreditablehnungsquote blieb gegenüber dem Vorquartal unverändert. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten nahm zu. Laut Bundesbank könnte die Erwartung weiter steigender Bankzinsen Vorzieheffekte bei den privaten Haushalten ausgelöst haben. Auch die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten nahm zu. Für die nächsten drei Monate erwarten die Banken eine weiter steigende Nachfrage vonseiten der Unternehmen. Bei den privaten Haushalten rechnen sie dagegen mit einem stagnierenden Mittelbedarf.
Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal etwas verschlechterten Refinanzierungssituation. Einen Beitrag zum Kreditwachstum leisteten die Ankaufprogramme des Eurosystems nach Angaben der Banken in den vergangenen sechs Monaten nicht. Auch der negative Zinssatz der Einlagefazilität belastete erneut das Zinsergebnis der Banken. Nähere Informationen zu diesen Rahmenbedingungen werden im Beitrag der Bundesbank ausgeführt. Weiterhin sind dort auch die Auswertungen hinterlegt.
Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 7. bis zum 22. März 2022 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil, die Rücklaufquote lag bei 100 %.
Prüfung und Betreuung Banken IV (Großbanken Nord-West / Junior Auditor)
Bereichsleiter