CDU: Wir werden die Milcherzeuger und die Molkereien bei ihrem Anpassungsprozess an den Wettbewerb und den wachsenden internationalen Handel unterstützen. Staatliche Mengenregulierungen am Milchmarkt sind keine Lösung. In Krisenzeiten bedarf es einer Marktintervention, die Dumpingpreise verhindert, und ggf. eines flankierenden Bürgschaftsprogramms des Landes. Marktpreise müssen fair sein und den Erzeugern ein auskömmliches Einkommen ermöglichen. Wir fordern die Möglichkeit einer dauerhaften Risikoausgleichsrücklage, damit Betriebsgewinne mehrjährig zum Ausgleich von Betriebsverlusten genutzt werden können. Wir werden genossenschaftliche Strukturen speziell am Milchmarkt fördern, um es Landwirten weiterhin zu ermöglichen, gebündelt am Markt aufzutreten und so ihre Position im Wettbewerb zu sichern.
SPD: Die SPD Niedersachsen setzt sich für den Erhalt der Milchwirtschaft in Niedersachsen ein. Die Erzeuger sollen mittelfristig z.B. durch die steuerliche Gewinnglättung entlastet werden. Kurzfristig ist es bei einer erneuten Krise wichtig, über Bürgschaften und Hilfen die Liquidität der Höfe zu erhalten. Langfristig muss z.B. durch die 2015 beschlossene Charta „Weideland Norddeutschland“ eine Stabilisierung erreicht werden. Mit dem am 22.11.2016 verabschiedeten Antrag setzt sich die SPD für die Perspektiven der Milchbauern ein, indem Beratungsangebote intensiviert, Produktionskosten gesenkt, finanzielle Risiken auf die gesamte Wertschöpfungskette übertragen und Exportmöglichkeiten für niedersächsische Produkte ausgeweitet werden. Die Vertrags- und Lieferkonditionen müssen es den Milchbauern ermöglichen, erneute Preiskrisen zu vermeiden. Darüber ist die Krise der Molkereiwirtschaft eine nationale bzw. europäische Herausforderung ist, bei der vor allem das Bundeslandwirtschaftsministerium gefordert ist.
Bündnis90/Die Grünen: Um die Existenz der bäuerlichen Milchviehwirtschaft langfristig zu sichern, müssen Milchviehhalterinnen und – halter angemessene Preise für Ihre Milch bekommen. Das heißt vor allem, dass Angebot und Nachfrage nach Milch und Milchprodukten in einem gesunden Verhältnis zueinanderstehen müssen. Bei Milchüberangeboten muss die Milchmenge am Markt reduziert werden. Landwirte brauchen dann für nicht produzierte Milch eine Ausfallzahlung. Wir plädieren für ein europaweites Kriseninterventionsprogramm, das längerfristigen negativen Deckungsbeiträgen entgegenwirkt. Unterschiedliche Konzepte, wie z.B. indexbasierte Modelle, wie das European Milkboard sie vorschlägt, müssen hier geprüft und abgewogen werden. Selbst die späte und halbherzige Mengenregulierung im letzten Jahr hat sofort Wirkung gezeigt. Jetzt, wo sich die Krise etwas abzuschwächen scheint, muss daran gearbeitet werden, durch Mechanismen zur Mengenregulierung für einen potenziellen erneuten Krisenfall gewappnet zu sein. Auch der LEH ist in die Verantwortung zu nehmen ist. Dumping-Angebote, bei denen unter dem Einstandspreis verkauft wird, müssen unterbunden werden. Preissteigerungen bei Milchprodukten sollte der LEH gerechter eise auch an die Landwirte weiterreicht, die diese dringend für die Tilgung ihrer Kredite benötigen. Dies ist in der Vergangenheit nicht ausreichend geschehen. Hier müssen wir die Marktmacht der Landwirte stärken – z.B. durch Erzeugergemeinschafe. Zudem ist die Exportorientierung im Milchmarkt ein erhebliches Preisrisiko: Die Landwirte setzten sich so der vollen Volatilität des Weltmarktes aus. Wir plädieren daher für eine Abkehr von der exportorientierten Massenproduktion, die über Dumpingpreise zur Zerstörung inländischer und ausländischer bäuerlicher Strukturen führt. Die reine Mengenproduktion ist darüber hinaus mitverantwortlich für millionenschwere Bußgelder, die aufgrund des Verstoßes gegen die Nitrat-RL (und evtl., falls nicht gehandelt wird gegen die NEC-RL) drohen. Auch widersprechen sie als Mitverursacher der Eutrophierung der Landschaf den Zielen der Biodiversitätsstrategie und dem Schutz der Artenvielfalt. Ein höheres Erzeugereinkommen erreichen wir vor allem durch besondere Qualität der Milchprodukte, durch besondere Merkmale, die sie von der Masse abheben und sich in ert setzen lassen. Die Mehrzahl der Verbraucherinnen und Verbraucher befürwortet eine artgerechte Haltung. Biomilch- und Weidemilchprodukte erfreuen sich daher auch eines guten Absatzes. So ist die Nachfrage bei Biomilch seit Jahren wesentlich höher als das hiesige Angebot. Etliche Landwirte versuchen zurzeit, ihren Betrieb umzustellen auf ökologischen Landbau. Wir finden, dies ist der richtige Weg und möchten den Umstieg und die Fortführung der Bioproduktion und Weidetierhaltung künftig auch weiter fördern. Über das Weidemilchprogramm sollen Marketingkonzepte (für Milch und Milchprodukte aus Weidehaltungssystemen) (weiter-)entwickelt werden, die die Wirtschaftlichkeit der Weidemilch sichern sollen. Die im Januar auslaufende Grünlandprämie für Landwirte wollen wir durch eine höhere Weideförderung ersetzen. Ab 2018 wollen wir im Falle unserer Regierungsbeteiligung jährlich 30 Millionen Euro für Tierhalter bereitstellen, die ihre Kühe, Schafe und Ziegen den Weidemilch-Regeln entsprechend häufig auf Weiden grasen lassen. Dies entspricht nahezu dem dreifachen der bisherigen Förderung.
FDP: Die in Bund und Land während der vergangenen Milchkrise durchgeführten Milchgipfel waren reiner Aktionismus und politische Selbstdarstellung. Für eine langfristige Sicherung der Produktion bei uns vor Ort haben sie nichts gebracht. Im Gegenteil wurde durch die große Koalition in Berlin, unterstützt durch die grüne Agrarpolitik in den Ländern, praktisch zeitgleich zur Milchkrise des Bürokratiemonster Düngeverordnung auf den Weg gebracht, das für die Landwirtschaft in Deutschland mehrere Milliarden Euro Kosten pro Jahr verursacht und darüber hinaus wenig für die Umwelt bringt oder sogar Problemlösungen durch eine bessere Verteilung von Wirtschaftsdünger verhindert. Im Gegensatz dazu setzen wir Freie Demokraten uns für eine Politik ein, die es der Landwirtschaft einfach macht. Ländliche Räume brauchen eine starke landwirtschaftliche Wertschöpfungskette mit einer flächendeckend gesicherten Produktionsbasis ohne überbordende Bürokratie durch unnötige Auflagen. Statt dies nur in Sonntagsreden zu fordern, muss sich Politik tagtäglich dafür einsetzen, um der Branche eine Zukunftsperspektive zu bieten.
Regionale Kreditinstitute wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind wichtige Finanzierungspartner des Mittelstands in Niedersachsen und stellen die Bargeldversorgung im Land sicher. Sie leiden aber unter einem steigenden regulatorischen Aufwand, der für kleine, risikoarme Kreditinstitute oft unangemessen hoch ist. Was kann die Politik tun, um diese Banken zu stärken?
CDU: Der Erfolg von Mittelstand und Handwerk hängt maßgeblich von einem stabilen Kapitalmarkt und einem soliden Finanzsystem ab. Das Drei-Säulen-Modell der deutschen Kreditwirtschaft aus öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie Privatbanken hat sich als Stabilitätsfaktor unserer Volkswirtschaft bewährt. Daher setzen wir uns für den Erhalt dieses Systems im europäischen Finanzmarkt ein, z.B. in Form von geringen Regulierungsanforderungen für regionale Banken. Bei der Finanzmarktkontrolle und den Bankensicherungssystemen muss der Grundsatz der Subsidiarität gelten.
SPD: Genauso wie Sie es in Ihrem Anliegen formulieren, stellen auch wir als SPD in Niedersachsen fest, dass Volks- und Raiffeisenbanken in genossenschaftlicher Organisation sowie Sparkassen in kommunaler Trägerschaft feste und verlässliche Partner für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes sowie den deutschen Mittelstand sind. Aus diesem Grund hat die SPD-Fraktion zusammen mit der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen am 23.03.2017 einen Entschließungsantrag in den Niedersächsischen Landtag eingebracht, der die Landesregierung auffordert, sich für die Volksbanken und Raiffeisenbanken stark zu machen und zu verhindern, dass für unsere regionalen Kreditinstitute die gleichen EU-Maßstäbe wie für Banken mit internationalem Geschäftsschwerpunkt gelten. So soll der regulatorische Aufwand minimiert werden und weiterhin gewährleistet sein, dass unser gewachsenes und bewährtes genossenschaftliches Aufsichtssystem und der öffentliche Auftrag unserer Regionalbanken erfolgreich wahrgenommen werden können.
Bündnis90/Die Grünen: Volks- und Raiffeisenbanken, sowie Sparkassen, sind sehr wichtige Bestandteile der Bankenlandschaf in Deutschland. Zusammen mit anderen Banken stellen sie die Bargeldversorgung im Land sicher. Generell bewegen sich die Anforderungen an die Banken, wie auch in anderen Wirtschaftsbereichen, immer im Spannungsfeld von staatlichen Regeln zum Schutz der Kundinnen und Kunden und der Marktfreiheit der Unternehmen. In der Bankenkrise von 2008 sind etliche Schwächen des Bankensektors zutage getreten, ausdrücklich aber waren die Volks- und Raiffeisenbanken nicht an den Verwerfungen beteiligt. Im Zuge der Aufarbeitung der Bankenkrise wurden einige sinnvolle Maßnahmen auf europäischer Ebene ergriffen, was z.B. die Eigenkapitalquote und weitere stabilitätserhöhende Maßnahmen angehen. Diese neuen Regeln betreffen teilweise auch die Volks- und Raiffeisenbanken. Der Einfluss der Landespolitik auf diese Regelungen, die nun mal von EU- bzw. Bundesebene kommen, ist beschränkt. Bündnis 90/Die Grünen setzen sich schon länger dafür ein, dass Banken, deren Geschäftsmodell nachhaltig und risikoarm ausgelegt ist, anders behandelt werden. In diesem Sinne haben wir auch mehrere Beschlüsse im Landtags-Plenum gefasst. Wir GRÜNE setzen uns daher auf allen Ebenen für eine Regulierung nach dem Subsidiaritätsprinzip ein: Große und komplexe Banken, die ein Risiko für das Finanzsystem darstellen müssen mehr Auflagen erfüllen, kleine ungefährliche Banken können Erleichterungen erhalten.
FDP: Wir Freien Demokraten setzen uns seit vielen Jahren für eine nach Bankentyp differenzierte Regulierung ein, die insbesondere für die kleinen und mittleren Kreditinstitute überlebensnotwendig ist. Wir sind überzeugt, dass der Bankensektor durch ein effektives und nachhaltiges Regelwerk stabilisiert werden muss, aber eben nicht unverhältnismäßig eingeschränkt werden darf. Eine Forderung nach noch höheren Eigenkapitalquoten für die kleinen und mittleren Kreditinstitute, verkennt die Regulierungsformen, die bereits heute angewendet werden. Niedersachsen soll daher Aktivitäten im Rahmen der sogenannten „Simple-and-Small-Banking-Box“ unterstützen.