- 06.10.2025
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WeiterlesenAus der Versorgungslücke wird ein Dorfzentrum
Nach Ladenschließungen stand Brekendorf vor einer lokalen Versorgungslücke. Heute vereint eine Bürgergenossenschaft im Dorfzentrum 24/7-Supermarkt, Physiotherapiepraxis und Café unter einem Dach – ein übertragbares Modell.
Wie kann lokale Nahversorgung sichergestellt werden, wenn in einer 1000-Einwohner-Gemeinde der letzte Lebensmittelladen und die Bäckerei schließen? Diese Frage stellt sich bundesweit: Knapp 90 Prozent der Fläche in Deutschland sind ländlich geprägt, doch die Nahversorgung bricht weg. Seit 2011 haben Kleinbetriebe des Lebensmitteleinzelhandels mit rund 400.000 Quadratmeter Fläche geschlossen. In Brekendorf, Schleswig-Holstein standen die Bewohner vor dieser Herausforderung – und nahmen es selbst in die Hand, eine Lösung umzusetzen.
Eine Bürgerbefragung als Gründungsimpuls
„Viele Einzelhändler, Bäcker, Gaststätten und Kaufmänner hatten ihre Geschäfte in den Dörfern geschlossen“, beschreibt Lutz Hippe, Vorsitzender der Bürgergenossenschaft Brekendorf/Hüttener Berge eG, die Ausgangslage. Nach einer Bürgerbefragung, die den Wunsch nach einem Laden bestätigte, entschied die Gemeinde, einen Neubau für die Nahversorgung zu errichten.
Als sich kein Betreiber fand, wurde aus der Not eine Chance: „Da sind wir auf die Idee gekommen: Wir gründen eine Genossenschaft und betreiben den Laden selbst“, erinnert sich Hippe. Trotz des erkannten Bedarfs für einen Laden bestand zur Umsetzung durchaus Skepsis unter den Bürgerinnen und Bürgern. Doch am Gründungstag 2021 traten 168 Mitglieder bei – ein Vertrauensbeweis für das neue Konzept.
Vielfalt unter einem Dach
Mit dem Einzelhandelspartner Tante Enso fand die Genossenschaft die ideale Lösung: Das Unternehmen übernahm den kompletten Betrieb eines 24/7-Digitalsupermarkts und brachte das gesamte Ladeninventar mit. Tagsüber ist Personal vor Ort, nachts und am Wochenende können Kunden per Karte selbständig einkaufen. Der digitale Minisupermarkt entwickelte sich zum Erfolgsmodell mit über 3000 Nutzern aus der Region.
Doch der Laden war lediglich der Anfang. Entscheidend für den Erfolg war die Erweiterung über den reinen Einzelhandel hinaus. Heute kombiniert der „MarktTreff“ Nahversorgung mit einer Physio- und Psychotherapiepraxis, einer Einliegerwohnung, Photovoltaikanlagen und Kulturangeboten. Das Gebäude wurde so zum neuen Dorfkern, der verschiedene Bereiche der Dorfgemeinschaft in einem Gesamtkonzept vereint. Hippe hebt besonders das Inklusionscafé in Kooperation mit einem nahe gelegenen Hof für Menschen mit Assistenzbedarf hervor: „Hof Saelde kommt zweimal im Monat zu uns, kocht Kaffee und backt Kuchen – das wird sehr gut angenommen.“
Lösung für ein bundesweites Problem
Heute, fast vier Jahre nach der Gründung, ist von der anfänglichen Skepsis nichts mehr zu sehen. „Das Ganze ist rundum gut angenommen“, zieht Hippe Bilanz. Die Genossenschaft mit inzwischen 386 Mitgliedern plant bereits weitere Projekte zur Dorfentwicklung: eine Fahrradstation für den Fernwanderweg, der durchs Dorf führt, und die Erweiterung der Photovoltaikanlage. Eine Dorfhilfe für Senioren ist bereits bewilligt und könnte künftig in genossenschaftliche Trägerschaft übergehen.
Die Rechtsform erwies sich als strategisch klug: „Bei der Gemeinde wäre für viele Projekte ein sehr hoher bürokratischer Aufwand entstanden. Das brauchen wir als Genossenschaft nicht.“ Diese Flexibilität ermöglicht es den Mitgliedern, schnell auf lokale Bedürfnisse zu reagieren. Der Erfolg basiere wesentlich auf den engagierten ehrenamtlichen Akteuren in Aufsichtsrat und Vorstand sowie einer guten Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat.
Das Interesse am „MarktTreff“ ist überregional groß: Immer wieder melden sich andere Gemeinden zum Erfahrungsaustausch. Das Modell ist durchaus übertragbar. Hippes Rat: „Eine Gemeinde, die so etwas vorhat, muss immer versuchen, viele Bereiche unter ein Dach zu bringen, sodass ein richtiges Paket entsteht – dann trägt sich das Modell.“
Quelle: F.A.Z. Institut
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