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potential.akademie: Gemeinsam wir – Fachkräfte in der Region stärken

  • 09.10.2025
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Die potential.akademie eG in Chemnitz will Jugend­liche in der Region halten und den Mittelstand bei der Fachkräftesicherung unterstützen. Das Leitmotiv: Stärken statt Defizite.

Sachsen kämpft mit dem Fachkräftemangel: 24.809 qualifizierte Arbeitskräfte fehlen bereits im Jahresdurchschnitt 2024/25 – das sind 40,9 Prozent aller offenen Stellen. Bis 2030 verschärft sich das Problem durch Altersabgänge: Der Wirtschaft werden weitere 150.000 bis 180.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fehlen. Die potential.akademie eG aus Chemnitz geht dieses Problem an. Was 2018 als „Talenteschmiede bewegt“ – ein für die Region adaptiertes Münchner Konzept im Rahmen eines strategischen Geschäftsbereiches der Volksbank Chemnitz – startete, ist heute eine Genossenschaft für kooperative Personal-, Führungskräfte- und Kulturentwicklung. „Als Bank können ökonomische Entwicklungen im Raum gefördert werden, aber es nützt nichts, wenn die Menschen fehlen, die in den mittelständischen Unternehmen der Region tätig werden“, erklärt Vorständin Steffi Neidl das Problem, das 2020 zur Gründung der eigenständigen Genossenschaft führte.

Zwei Säulen, ein Ansatz

Das Konzept der Genossenschaft basiert auf zwei Säulen – persönliche Stärken und Talente stets im Fokus. Die erste Säule bildet die stärkenbasierte Berufsorientierung – „Talenteschmiede bewegt“. Jährlich nehmen bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler aus 30 Schulkooperationen in der Region Chemnitz–Zwickau–Erzgebirge an einem Workshoptag teil, um, basierend auf wissenschaftlichen Tests sowie in Zusammenarbeit mit einem Mentor, ihre Stärken zu entdecken.

Der Ansatz unterscheidet sich bewusst von anderen Methoden: „Wir öffnen nicht den Bauchladen mit 22.000 Berufsoptionen“, sagt Neidl, „sondern arbeiten erst mit den Schülern an ihren Stärken, Kompetenzen und Interessen, um ihnen anhand ihrer Stärken am Ende drei bis fünf konkrete Berufsvorschläge zu machen.“ Im nächsten Schritt vernetzt die Genossenschaft die Jugendlichen mit regionalen Unternehmen. Für Praxiserfahrungen stellen 130 Partnerunternehmen über 200 Praktikumsplätze zur Verfügung. „Wir wollen junge Menschen in der Region halten“, so Neidl über die Grundidee.

Der Bedarf für die zweite Säule entstand im direkten Austausch mit den Partnerunternehmen: Als externe interne Personalentwicklungsabteilung begleitet die potential.akademie kleine und mittlere Betriebe bei stärken- und werteorientierter Personal-, Führungskräfte- und Kulturentwicklung. Besonders in Sachsen, wo viele Unternehmen in der Nachwendezeit aus der Produktion herausgewachsen sind, entstehen neue Herausforderungen. „Führungskräfte fragen mich: Muss ich heute mehr Psychologe sein?“, berichtet Neidl. „Man war konditioniert auf messbare Ergebnisse, und jetzt stehen plötzlich Mitarbeitende vor einem, die andere Bedürfnisse haben.“ Durch stärkenorientierte Team­arbeit entstehen neue Synergien, Konflikte werden konstruktiv gelöst und die Mitarbeiterzufriedenheit steigt.

Regionale Lösungen mit dem Netzwerk

Das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ prägt die Arbeitsweise der Genossenschaft. Neidl betont: „Wir sind keine Unternehmensberatung, sondern wollen Mittelständlern helfen, sich selbst fit zu machen.“ Regelmäßige Mitgliederbefragungen und der Austausch mit Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern sowie Personalverantwortlichen mittelständischer Unternehmen der Region ermöglichen passgenaue Lösungen. Die Projekte seien dabei gezielt auf die Probleme und Anforderungen in der Region zugeschnitten: „Das könnte woanders ganz anders aussehen, wenngleich die Themen wiederkehrend sind“, so die Vorständin.

Nach fünf Jahren als eigenständige Genossenschaft sieht die potential.akademie eG ihre Arbeit als Nachweis dafür, dass genossenschaftliche Zusammenarbeit den Fachkräftemangel mildern kann – durch Stärkenorientierung statt Defizitausgleich. Eine Haltung, die Neidl sich für die gesamte Region wünscht: „Wir haben viel zu bieten, stellen das aber zu selten nach außen dar. Ich würde mir wünschen, dass wir uns öfter mit Stolz auf unsere Leistungen und die Region blicken und das auch kommunizieren.“

Quelle: F.A.Z. Institut

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