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55 % der Volks- und Raiffeisenbanken bis 2030 mit altersbedingt ausscheidenden Vorständen – jede Fünfte ohne Nachfolge

  • 07.10.2025
  • Pressemitteilungen

Bei 55 % der 277 Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband e.V. scheiden in den kommenden fünf Jahren laut einer aktuellen Online-Befragung* Vorstände altersbedingt aus. Bei jeder Fünften dieser Banken wird aller Voraussicht nach keine der Stellen nachbesetzt. Von den 80 % Banken, die entstehende Vakanzen nachbesetzen wollen, entfallen auf 62 % eine und auf 18 % zwei geplante Nachbesetzungen. Angesichts der hohen Zahl neu zu besetzender Stellen und der gleichzeitigen tiefgreifenden Veränderungsprozesse in der Finanzbranche gibt die Verbandsfamilie mit einem neuen Kompetenzcenter eine strategische Antwort auf die herausfordernden quantitativen und qualitativen personalwirtschaftlichen Bedarfe.

„Generell gilt: Es dauert immer länger, vakante Stellen passend zu besetzen. Eine Bank muss aus aufsichtsrechtlichen Gründen mindestens zwei Vorstände haben – von unseren Mitgliedern mit bis zu einer Mrd. Euro Bilanzsumme wird dies im Schnitt nur knapp übertroffen“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Michael Hoeck. „Ein knappes Drittel der Banken kommt aktuell auf drei bis fünf Vorstandsmitglieder. In der Größenklasse zwischen einer und 2,5 Mrd. Euro sind es durchschnittlich 2,6 Vorstände, in der ab 2,5 Mrd. Euro sind es 3,2. Vor allem in diesen Größenklassen wird die technologische Entwicklung dazu führen, dass neue eigenständige Vorstandsprofile entstehen, etwa für Digitalisierung, KI oder Cybersicherheit.“

44 % der Banken offen für Verschmelzung – Fusionen beeinflussen Nachfolge

Die seit vielen Jahren anhaltende Strukturveränderung durch Fusionen dürfte dazu beitragen, dass diese qualitativen Aspekte zunehmend an Bedeutung gewinnen: Noch immer sind 44 % der Banken (2024: 54 %) grundsätzlich offen für Fusionsszenarien, weitere 14 % (2024: 18 %) sind gerade erst fusioniert. „Wenn bei den kleinsten Häusern mit einer Bilanzsumme bis 250 Mio. Euro im Durchschnitt ein Vorstand ausscheidet und nur 0,6 Nachbesetzungen erfolgen, dann ist das ein Hinweis auf bevorstehende Fusionen“, weiß Michael Hoeck. „Tatsächlich ist es so, dass vor allem in dieser Größenklasse mit dem Ausscheiden eines Vorstandsmitglieds das Thema aufkommt – vor allem, wenn intern kein Nachfolger bereitsteht. Denn die Suche nach einem externen Nachfolger bringt Kosten mit sich, die für ein kleines Haus erheblich ins Gewicht fallen.“ Auch bei den Banken oberhalb 1 Mrd. Euro Bilanzsumme ist eine Nachbesetzungs-Differenz von 0,4 Köpfen feststellbar. „Meist als Folge einer oder mehrerer vorangegangener Fusionen haben aktuell 13 % unserer Mitgliedsbanken vier oder mehr Vorstandsmitglieder. Hier ist eine allmähliche Verkleinerung des Vorstandteams gewollt“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes. „Parallel dazu erhöht sich in solchen Banken im Zeitverlauf der Anteil der außertariflichen Angestellten an der Beschäftigtenstruktur deutlich. Unser Anspruch als Verbandsfamilie muss sein, bei der existenziellen Herausforderung der Besetzung von Positionen der ersten und zweiten Führungsebene ganzheitlich zu unterstützen.“

Neues Kompetenzcenter für personalwirtschaftliche Bedarfe im Wandel

Mehr als die Hälfte aller Belegschaften der Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband ist aktuell im Durchschnitt älter als 45 Jahre. In der regelmäßig erhobenen Rangliste der wichtigsten unternehmenspolitischen Herausforderungen für die Genossenschaftsbanken ist das Thema „Fachkräfte /Personalbedarf“ seit 2023 unter den Top 3 platziert – 36 % der Bankvorstände sehen 2025 einen sehr hohen Einfluss auf die eigene Unternehmenspolitik gegenüber nur 14 % im Jahr 2021. „Das Personalthema wird immer stärker von einer quantitativen zu einer qualitativen Herausforderung, weil die Genossenschaftsbank der Zukunft anders aussehen wird“, betont Markus Vitinius, Leiter Management Recruiting & Diagnostik in der GenoPersonalConsult (GPC). In der GPC sind alle personalrelevanten Beratungsangebote der Verbandsfamilie verortet. „KI wird zwar quantitativ eine gewisse Kompensation bringen, doch das dürfte zumindest zum Teil durch die Nachfrage nach anders qualifizierten Menschen relativiert werden: Zunehmend werden ganz neue Kompetenzen – bis hinauf zum Vorstand – notwendig sein. Zugleich wird oft erkannt, dass der Personalbereich dieser Herausforderung fachlich und kapazitätstechnisch nicht gewachsen ist.“ 44 % der Banken haben bis zu zwei Mitarbeitende im Personalbereich – erst ab einer Bilanzsumme von mehr als 1 Mrd. Euro sind die Teams mehrheitlich über drei Personen stark. Bei vielen der kleinsten Häuser mit einer Bilanzsumme bis 250 Mio. Euro sowie einigen wenigen bis 500 Mio. Euro gibt es keine eigenen Mitarbeitenden für solche Aufgaben.

Mit einem neuen Kompetenzcenter bündelt die GPC die Angebote für die sich wandelnden personalwirtschaftlichen Bedarfe: „Ziel ist, die ganze Bandbreite abzudecken“, betont Vitinius. „Vom Recruiting über ein Nachfolgemanagement im Führungsteam, den Bedarf an Personalentwicklung, Change und Coaching sowie perspektivisch bis hin zu weitreichenden Unterstützungsangeboten für die Neuaufstellung der Personalbereiche. Ergänzend dazu ist die Bildungseinrichtung GenoAkademie als Deutschlands größter genossenschaftlicher Anbieter darauf ausgerichtet, sämtliche Bankmitarbeiter bis hin zum Topmanagement auszubilden.“

* Die verwendeten Daten beruhen auf einer repräsentativen Online-Umfrage des Genoverband e.V. unter Bankvorständen. Von den 277 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Verbandsgebiet haben sich zwischen dem 1. und dem 22. August 2025 71 % an der Umfrage beteiligt.

Sprechen Sie hierzu gerne an:

Volker Hetterich Profil bild
Pressesprecher Banken

Dr. Volker Hetterich

  • 069 6978-3163

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