Solarwärme Bracht eG zeigt: Die Energiewende ist finanzierbar – und genossenschaftliche Banken spielen eine Schlüsselrolle
Im nordhessischen Dorf Bracht ist gelungen, was vielerorts noch Zukunftsmusik ist: Die vollständige Wärmeversorgung aus 100 % erneuerbaren Energien – ganz ohne fossile Quellen. Über 193 Haushalte werden an ein innovatives Nahwärmenetz angeschlossen und bald gespeist aus Solarthermie, Wärmepumpen, Biogasanlage und Holzhackschnitzeln. Diese Form der Wärmeenergieversorgung ist europaweit einzigartig – und zeigt, wie die Energiewende in strukturschwachen Regionen gelingen kann.
Genossenschaftliche Finanzierung als Erfolgsfaktor
Die Volks- und Raiffeisenbank Hessen Land erkannte früh das Potenzial und begleitete die Finanzierung des Wärmenetzes in Bracht – sowie 14 weiterer Projekte in der Region. Klaus Pfalz, der das Projekt betreute, betont: „Man muss dem Thema offen gegenüberstehen. Unsere Erfahrung zeigt: Es funktioniert sehr gut. Wir sehen die Bilanzen, kennen die Menschen und entwickeln Vertrauen in die Arbeitsgruppen.“
Die Nähe zu den Menschen, die lokale Expertise und die genossenschaftlichen Werte machen Banken wie die VR Hessen Land zu idealen Partnern für Bürgerenergieprojekte. Die Finanzierung solcher Vorhaben ist nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern stärkt auch die regionale Wertschöpfung und das Vertrauen in die Energiewende.
Bürgerenergie braucht starke Finanzierungspartner
Das Projekt in Bracht zeigt, wie wichtig es ist, dass Banken bereit sind, neue Wege zu gehen. Die Finanzierung war anspruchsvoll – aber möglich, wenn Fördermittel kombiniert, Risiken gemeinsam getragen und die Menschen vor Ort eingebunden wurden. Genossenschaftliche Banken können auch in strukturschwachen Regionen eine Vorreiterrolle einnehmen mit der Investition in erneuerbare Energien. Genossenschaften können eine Wirtschaftlichkeit herstellen, die in anderen Unternehmensformen nicht möglich ist.
Wichtig ist dennoch, dass die Förderkulisse sich wieder verändert. Dazu braucht es haftungsfreie Kredite und die Kumulierbarkeit von Geldern. Sonst lassen sich Projekte wie im Solarwärmenetz Bracht nicht mehr umsetzen.
Orientierung und Impulse für Banken: DGRV-Leitfäden und Positionspapiere
Klaus Pfalz hat gemeinsam mit dem DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. einen Leitfaden entwickelt, wie sich eine Bank mit dem Thema Nahwärme beschäftigen kann. Der Leitfaden gilt nicht nur für Hessen, sondern bundesweit für alle Wirtschaftsbanken.
Für genossenschaftliche Banken, die sich stärker im Bereich Bürgerenergie engagieren möchten, können hier den DGRV-Handlungsleitfaden zur kommunalen Wärmeplanung, das Positionspapier zu Wärmegenossenschaften sowie das Infoblatt für Nahwärmegenossenschaften als wertvolle Orientierung nutzen.