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2022 wird “ein Jahr der Weichenstellungen”

  • 11.02.2022
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„Politik trifft Praxis“ mit Barbara Otte-Kinast, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, und Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen

Hannover. Die Situation in der Nutztierhaltung, insbesondere am Schweinemarkt, kann man – wie aktuell der Deutsche Raiffeisenverband meldet – als “dramatisch” bezeichnen. Dazu kommen die volatilen Märkte, steigende Bau- und Rohstoffkosten, die Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit und Tierwohl sowie fehlende Planungssicherheit bei notwendigen Investitionen. Die Herausforderungen an eine moderne und zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland sind also groß. Umso wichtiger ist es, vor allem auch mit der Politik im Gespräch zu bleiben.

“Uns allen wäre wohler, wenn wir weniger Gesprächsthemen hätten“, meinte Peter Götz, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbands – Verband der Regionen e.V., und traf damit den Nerv aller in der digital vernetzten Expertenrunde bei der neuesten Auflage der Veranstaltungsreihe „Politik trifft Praxis“. Barbara Otte-Kinast, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, und Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen stellten sich diesmal den Fragen und Forderungen der Vorstände landwirtschaftlicher Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften.

Das Jahr 2022 sei “ein Jahr der Weichenstellungen”, erklärte Ministerin Otte-Kinast in ihrem Eingangsstatement mit Blick auf die neue Bundesregierung und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen. Von ihm erhofft sich ihr Staatssekretär “klare Leitplanken”. Die niedersächsische Landesregierung habe jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht, so die Ministerin. Man sei mit dem Dialogprozess „Landwirtschaft.Ernährung.Zukunft - was kommt morgen auf den Tisch?” bestens vorbereitet. Zudem seien im Landeshaushalt 31,5 Millionen Euro für das Maßnahmenpaket „Stadt.Land.Zukunft“ eingestellt. Daraus würden Projekte finanziert, von denen die gesamte Gesellschaft profitiere.

Großen Raum in der Diskussion nahm die aktuelle Situation und die Aussichten auf dem Schweinemarkt ein. “Ob Afrikanische Schweinepest oder aktuell – auch wieder – die steigenden Zahlen an Coronafällen in den Schlachthöfen, durch die Kapazitäten gesenkt werden und damit auch die Nachfrage nach Schlachtschweinen. Der Markt für Schweinefleisch liegt am Boden”, brachte es GV-Vorstand Peter Götz auf den Punkt. Die Verzweiflung bei den Landwirten ist sehr groß – darin waren sich alle einig.

“Die Pandemie hat zu signifikanten Erlösminderungen geführt. Daher müssen gestellte Anträge auf Corona-Überbrückungshilfen nach Antragstellung so schnell wie möglich ausgezahlt werden, damit das Geld auf die Betriebe kommt. Es darf hier nicht durch unnötigen Bürokratismus zu Auszahlungsverzögerungen oder gar Ablehnungen kommen“, forderte Wilhelm Behrens (VVG Aller-Weser-Hunte eG). Es sei fünf vor zwölf, meinte Patrick Wilkens (RVV Twistringen eG). Die Banken warteten auf Finanzierungszusagen, ergänzte Holger Laue (Raiffeisen Centralheide eG).

Wilhelm Behrens würde zudem gern die digitale Unterschrift auf den Lieferscheinen einführen, um die Abstandsregelung während der Pandemie zu gewährleisten. “Denn wenn unserem Unternehmen die Kraftfahrer wegbrechen, können die Tiere nicht mehr rechtzeitig verladen werden“, so der Geschäftsführer. Es sei auch die einzige Möglichkeit, den Kraftfahrer zu schützen. Last but not least forderte Wilhelm Behrens eine Beschleunigung bei den Baugenehmigungen, damit die Haltungsstufe drei umgesetzt werden kann.

“Unsere Mitglieder sind auf vielen Feldern – im wahrsten Sinne des Wortes – aktiv und suchen nach neuen Chancen auf den Absatzmärkten”, betonte Peter Götz auch mit Blick auf den Hanfanbau. Nach Einschätzung von Eckhard Hinrichs (Vereinigte Saatzuchten eG) allein schon durch den Wasser sparenden Anbau eine Zukunftspflanze, die man durchaus fördern sollte. Ein Produkt, das nachgefragt werde, ergänzte Andreas Pape (RAISA eG). Der Hanfanbau könne auch eine genossenschaftliche Leistung sein, verdeutlichte Grit Worsch (VR PLUS Altmark Wendland eG). Der Anbau alternativer Produkte müsse sich aber immer auch betriebswirtschaftlich rechnen, be-tonte Marco Gottschalk (Raiffeisen Landbund eG). Ministerin Otte-Kinast. würde dem Hanf eine Chance geben. Nach Einschätzung des Staatssekretärs sei der Hanfanbau allerdings eher ein Nischenmarkt und im Einzelfall für die Abrundung der betrieblichen Kalkulation interessant. In der heimischen Eiweißpflanzenproduktion steckten dagegen viel mehr Marktchancen.

Aufgrund der limitierten Zeit nur gestreift werden konnten die Themen Ladegewichte, Risikomanagement und Co2-Bilanzierung.

„Wir sollten im Gespräch bleiben. Es macht richtig Spaß mit ihnen, weil Sie mitdenken und Dinge nach vorne bringen wollen“, bilanzierte Minsterin Otto-Kinast abschließend. Hierzu bietet sich während einer Veranstaltung zum Ackerbau in der Bundeslehranstalt Burg Warberg eine Möglichkeit. „Das Angebot nehmen wir gerne wahr“, bedankte sich GV-Vorstand Peter Götz. Sein Versprechen: „Wir werden alle gemeinsam an den Themen dranbleiben.“

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