Grundsätzlich ist der Begriff „Mediator“ nicht geschützt. Wenn Sie sich also als Vermittler in Konfliktsituationen berufen fühlen, können Sie das weiterhin tun. Sollten Sie aber eine gewisse Professionalität anstreben, empfiehlt es sich, den Beruf des „zertifizierten Mediators“ zu ergreifen.
Aus- und Fortbildung unterliegen der sogenannten Zertifizierte-Mediatoren-Ausbildungsverordnung (kurz: ZMediatAusbV). Bestandteil der Ausbildung ist nicht nur die Aneignung theoretischen Wissens, sondern auch eine erforderliche Praxiserfahrung. So muss jeder angehende zertifizierte Mediator während seiner Ausbildung nicht nur eigene Mediationen durchführen, sondern auch im Anschluss an einer Supervision teilnehmen.
Damit aber nicht jeder mit seinem rein theoretischen Wissen losläuft, ist die Ausbildung gespickt mit praktischen Übungen und Rollenspielen.
Die Ausbildung zum Mediator – ein Erfahrungsbericht
Zwischen Theorie und Praxis liegen oft Welten. Die Theorie bietet ein Grundverständnis: von den Grundsätzen und der Struktur der Mediation über Rechte, Pflichten und Aufgaben des Mediators bis hin zu Konfliktverständnis und –verhalten. Klassische Wissensaneignung.
In den Seminaren war das etwas anders. Hier standen die Praxisvermittlung und Anwendung und das Einüben von Techniken in Form von Rollenspielen im Vordergrund. Hier ging es nicht um fiktive Fälle, sondern um Konflikte, die unsere Dozenten selbst mediiert hatten. Es gab eine echte Geschichte und auch Schicksale dahinter. Doch ging es nicht darum, etwas nachzuspielen. Das wäre auch unmöglich, denn jede Person bringt ihre eigene Persönlichkeit mit. So gaben Individualität und so manches schauspielerisches Talent einiger Kommilitonen dem eigentlichen Fall plötzlich eine völlig neue Wendung. Und wir erhielten die erste wichtige Erkenntnis: Keine Mediation ist gleich. Selbst dann nicht, wenn man sie „wiederholt“.
Die zweite Erkenntnis folgte auf dem Fuße: Der ein oder andere Konflikt hätte auch meiner sein können. Dieselbe Sachlage, dieselben Hintergründe, dieselben Argumente. Und doch ein anderer Ausgang. Da stellt man sich die Frage: Was ist bei mir anders gelaufen, dass der Konflikt nicht eskaliert ist, als bei den Personen aus dem Fallbeispiel? Über die Antwort lässt sich nur mutmaßen.
Gerade diese Übungen waren sehr lehrreich, um die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen. Damit war es eine gute Vorbereitung für eigene Mediationen. Und hier wieder eine Erkenntnis: Im Umgang mit Konflikten und den Personen, die dahinterstehen, lernt man nie aus. Eine Methode, eine Technik, die sonst immer gut funktioniert, kann beim nächsten Mal völlig fehl am Platze sein. Aber auch dafür wird man in seiner Ausbildung gewappnet.
Die abschließende Erkenntnis: In jeder Interaktion steckt das Potenzial eines Konfliktes. Was wir daraus machen, liegt bei uns. Sein eigenes Konfliktverhalten zu hinterfragen und die richtige Methode für die Konfliktlösung zu wählen, ist der Schlüssel für ein gutes Konfliktmanagement.
Welche Methoden zur Konfliktlösung es neben Mediation gibt, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.
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